Stuttgart. Der Automarkt in Baden-Württemberg hat im Juni einen signifikanten Aufschwung erlebt. Mit 24 Prozent mehr Neuzulassungen als im Vorjahresmonat steht der Markt derzeit bei 36.776 Einheiten. Dieser bemerkenswerte Trend ist maßgeblich durch eine beeindruckende Steigerung bei den Zulassungen von Elektroautos getrieben. Diese Zahlen beruhen auf den aktuellen Daten des Kraftfahrtbundesamtes (KBA).
Michael Ziegler, Präsident des Verbands des Kraftfahrzeuggewerbes Baden-Württemberg, gibt einen aufschlussreichen Überblick: „Die momentan hohen Auslieferungszahlen dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass es seit Monaten einen massiven Einbruch bei den Auftragseingängen gibt und der Kfz-Handel derzeit vor allem den Auftragsbestand abarbeitet, der aus der Zeit der Lieferschwierigkeiten bei vielen Herstellern stammt, die durch gestörte Lieferketten bedingt waren. Dennoch freuen wir uns über das Zwischenhoch. Die gewerblichen Zulassungen sorgen aktuell für hohe, zweistellige Wachstumsraten, während die auf Privatpersonen zugelassenen Pkw moderat um etwa sieben Prozent zulegen.“
Trotz der anhaltenden Dynamik befindet sich der Automarkt in Baden-Württemberg immer noch 25 Prozent unter dem Vorkrisenniveau. „In der ersten Jahreshälfte verzeichneten wir 198.378 Neuzulassungen, verglichen mit 170.004 im Vorjahr – das entspricht einem Anstieg von 16,7 Prozent“, berichtet Ziegler.
Die Elektromobilität erlebt derzeit eine regelrechte Hochphase. Mit einem bemerkenswerten Zuwachs von 73,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat nimmt sie einen immer größeren Anteil am Gesamtmarkt ein. „Der Marktanteil der E-Autos ist auf 21,9 Prozent geklettert – das ist der höchste Stand seit Dezember 2022“, ergänzt Ziegler. Doch er weist auch auf die rückläufigen Zahlen bei den Plug-in-Hybriden hin, deren Zulassungen um 27 Prozent auf 2.922 gesunken sind, ein Effekt der fehlenden staatlichen Förderung.
Ziegler nimmt die Politik in die Pflicht und fordert eine technologieoffene Förderung: „Innovationen entspringen der Wirtschaft und nicht der Politik. Die einseitige Fokussierung auf rein batterieelektrische Antriebe könnte die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Automobilindustrie in Gefahr bringen.“ Er mahnt daher mehr Spielraum für die Industrie an und warnt vor zu viel staatlicher Steuerung. „Wir müssen auch die Verbrenner-Technologie weiter CO2-optimieren und den Fahrzeugbestand klimaneutral machen, etwa mit E-Fuels. Nur so können wir die Klimaziele erreichen. Allein mit E-Mobilität wird das nicht gehen, zumal diese Fahrzeuge in der Regel eher hochpreisig sind und erkennbar das notwendige Marktvolumen fehlt, um die gesetzten Ziele der Politik zu erreichen.“
Den Rückgang bei den Auftragseingängen von fast 30 Prozent im ersten Halbjahr nennt Ziegler „dramatisch“, er stelle Hersteller und Händler vor Herausforderungen. „Die Autoindustrie gleitet auf eine prekäre Situation zu. Auftragsbestände schmelzen, Neubestellungen bleiben aus. Wir werden in der zweiten Jahreshälfte spürbare Anreize für Autokäufer brauchen“, so Ziegler abschließend.