Ricarda Lang im Gespräch mit dem Kfz-Gewerbe – Besuch in Backnanger Autohaus

Austausch im Autohaus: (v. l.) Carsten Beuß, Ludger Wendeler, Ricarda Lang, Michael Ziegler und Wolfgang Link (LV BW).

Stuttgart/Backnang.

„Mobilitätsmaschine, Beschäftigungsmotor, Klimaschützer und Ausbildungsträger“ - Ricarda Lang, Bundestagsabgeordnete der Grünen aus dem Wahlkreis Backnang und Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, lernte diese und andere Facetten des komplexen Kraftfahrzeuggewerbes im Autohaus BurgerSchloz in Backnang kennen: „Wir haben Frau Lang als sehr interessierte Gesprächspartnerin kennengelernt, die für unsere Informationen ein offenes Ohr hatte“, fasst der Präsident des Verbandes des Kraftfahrzeuggewerbes Baden-Württemberg, Michael Ziegler, den Inhalt des ersten Gespräches zusammen, das der Verband im Zuge seiner Informationsoffensive für Abgeordnete aus Bundestag und Landtag führte. „Die Bedeutung des mittelständischen Kraftfahrzeuggewerbes mit Handel und Werkstätten vor Ort müssen bei Entscheiderinnen und Entscheidern noch stärker ins Bewusstsein gerückt werden“, ergänzt Michael Ziegler. „Die Politik denkt oft nur an Hersteller und Zulieferer, wenn es um die Automobilwirtschaft geht – das ist grundlegend falsch. Denn: Der Inlandsumsatz der Autoindustrie lag 2023 in Deutschland bei gut 170 Milliarden Euro, der des Kraftfahrzeuggewerbes bei fast 210 Milliarden, davon 40 Milliarden allein in Baden-Württemberg.“

Ricarda Lang betonte: „Die Automobilindustrie in Deutschland ist einer der bedeutenden industrie- und beschäftigungspolitischen Anker für unser Land. Uns ist wichtig, dass es ihr gut geht, gerade in Baden-Württemberg. Gemeinsam mit der Automobilwirtschaft sind wir dabei, die Zukunft der Branche voranzutreiben - das ist die Elektromobilität, bei der wir hierzulande alle Fähigkeiten haben, führend auf dem Weltmarkt zu werden. Grundlegend dafür ist, dass wir hier, vor Ort, das mittelständische Kfz-Gewerbe mit Handel und Werkstätten stärken.“

Auslöser der Informationsoffensive war „die überfallartige Streichung des Umweltbonus für Elektrofahrzeuge“ durch die Ampel-Regierung im Dezember 2023, die „für viel Ärger bei den Autohäusern und vor allem bei deren Kunden gesorgt“ hat, wie es in dem Brief heißt, den das baden-württembergisch Kfz-Gewerbe an viele Bundestagsabgeordnete im Land geschrieben hat. Mit dem Brief verbunden war die Einladung, sich die aktuellen Folgen der Politik in Sachen E-Autos, aber auch auf anderen Feldern des automobilen Alltags einmal direkt im Autohaus anzuschauen und mit Verantwortlichen der Branche zu diskutieren:  Unter anderem „… ächzen die Unternehmen – gerade unsere KMU – unter ausufernder und speziell in den letzten Jahren gewaltig angewachsener Bürokratie und Überregulierung.“

Verbandshauptgeschäftsführer Carsten Beuß erläutert, dass es Ziel der Gespräche ist „zu zeigen, dass ein Missverhältnis da ist, was die Bewertung der Bedeutung der Kfz-Branche für die Wirtschaft und den Wohlstand in Deutschland und in Baden-Württemberg angeht“, sagt Carsten Beuß. „Das Kraftfahrzeuggewerbe mit seinen fast 480.000 Beschäftigten, wenn man die Karosserie- und Fahrzeugbauer mitrechnet, ist die zentrale Schnittstelle zu den Kundinnen und Kunden, wenn es darum geht, für welche Antriebsart diese sich beim Kauf entscheiden. Diese Schnittstelle muss gestärkt werden. Nur mit geeigneten Rahmenbedingungen und einem spürbaren Bürokratieabbau sind ambitionierte Klimaziele erreichbar.“ Die Streichung des Umweltbonus habe zu großer Verunsicherung, einem Vertrauensverlust in verlässliche Förderangebote und Zurückhaltung gerade der privaten Autokäufer geführt.

Dabei sei die Botschaft des Gewerbes ganz klar, „dass wir auf der Seite des Klimaschutzes stehen und auch die Elektromobilität als wichtigen Zukunftsmarkt voranbringen wollen.“ Nicht nur dieses Ziel und die damit verbundenen Regulierungen müssten aber handhabbar sein, sondern alle Bestimmungen, mit denen unsere kleinen und mittelständischen Unternehmen tagtäglich zu kämpfen haben. Doppelprüfungen, Geldwäsche, Datenschutz, Arbeitszeiten, Lieferketten, Nachhaltigkeitsberichterstattung, die Betriebe ächzten unter immer neuen, umfangreichen und teuren Belastungen. „Im Moment“, so Ziegler, „stoßen wir zunehmend auf das Problem der Akzeptanz neuer Regeln, die als überzogen empfunden werden. Am Ende muss der Verbraucher den entstehenden Aufwand bezahlen, allerdings wird es immer schwerer, solche durch externe Faktoren verursachten Kostensteigerungen weiterzugeben, was zu Lasten der Betriebsergebnisse gehe.“ Das wiederum habe zur Folge, dass „die gutgemeinte Politik der Ampel teils ins Leere läuft oder sogar Frust auslöst“, wie der Präsident Ricarda Lang erläuterte.

Eine bezahlbare individuelle Mobilität sei für die allermeisten Menschen unverzichtbar. Zur Wahrheit gehöre aber auch, „dass bei 30.000 Euro für viele, die ein Auto kaufen wollen, die Schmerzgrenze liegt. Wer schnellen Wandel bei den Antriebsarten will, muss das beim Angebot berücksichtigen.“ Die Autoindustrie habe hierfür in den entscheidenden Segmenten noch viel zu wenig Angebote und auch die Politik müsse mehr auf Förderung von E-Fahrzeugen als auf Verteuerung des Verbrenners setzen. „Sonst würgt man die individuelle Mobilität insgesamt ab, weil die Menschen sie nicht mehr bezahlen können. Und das werden sie sich auf Dauer nicht gefallen lassen. Das ist auch eine soziale Frage.“

Das Autohaus BurgerSchloz in Backnang und die heutige BurgerSchloz-Gruppe waren Schauplatz des Treffens. Geschäftsführer Ludger Wendeler: „Die Geschichte unseres Unternehmens begann mit den drei Gründervätern Albert Schloz, Richard Burger und Erwin Lorinser, die die neue Idee der individuellen Mobilität aufgriffen und umsetzten“, wirft er einen Blick zurück, um gleich wieder nach vorn auf das Gespräch zu blicken: „Wir haben klargemacht, dass wir in diesem Geist der Anpassung an den Wandel die Zukunft der Mobilität vorantreiben müssen, aber immer mit Blick darauf, was die Menschen wollen und die Betriebe brauchen.“  Das Thema habe viel mehr Facetten, als auf den ersten Blick sichtbar sei: „Die Politik muss den Folgen der Transformation Rechnung tragen, die die Zahl der Beschäftigten senken wird, eine rasch fortschreitende Digitalisierung fordert und bei Inflation, Energiepreisen, Zinsen wechselnde Herausforderungen mit sich bringt.“ Auch der Wechsel zu klimafreundlicheren Treibstoffarten, beispielsweise von E5 zu E10 und HVO wurde im Gespräch erörtert. Ricarda Lang nahm viele Informationen interessiert auf und sagte zu, sich innerhalb der Ampel-Regierung für einen stärkeren Einbezug des Kfz-Gewerbes einzusetzen. Zudem gebe es viele weitere Fragestellungen rund um die Mobilität der Zukunft. Die Absicht, den Dialog bei passender Gelegenheit fortzusetzen, wurde daher von beiden Seiten ausdrücklich bekräftigt.