Ziegler: Kfz-Gewerbe gewinnt an politischem Gewicht

Filderstadt/Stuttgart. „Die vorgezogenen Bundestagswahlen geben uns Gelegenheit, Positionen und Themen des Kfz-Gewerbes nach vorne zu bringen“, Michael Ziegler, Präsident des Verbandes des Kraftfahrzeuggewerbes Baden-Württemberg gewann bei der Delegiertenversammlung des Verbandes in Filderstadt der politischen Entwicklung auf der Bundesebene eine positive Seite ab. Hintergrund der Aussage: Der Verband sieht seine Informationsoffensive durch Gespräche mit Entscheidungsträgern der Parteien und von Bundestagsfraktionen und Landesregierung als Erfolg: „Wir merken, dass unsere Argumente verfangen und zunehmend Einfluss in der Debatte um das Auto habe. Beim Blick in die Zukunft sieht er „richtungsweisende Entscheidungen“ anstehen. Die Palette reicht dabei von der geschäftlichen bis zur politischen Ebene: Geschäftlich sieht er „eine größeren Rückzug der Hersteller aus dem Agenturmodell als wir uns jetzt vorstellen können.“ Bei den Hersteller drohen Sparmaßnahmen. Das könnte ebenfalls ein Grund sein, die hohe Kapitalbindung durch die Agentur zu vermeiden. Hersteller hätten zudem gelernt, dass der Handel den Handel besser kann. Es gelte aber auch, dass die Hersteller „weiter versuchen werden, uns Marge abzunehmen.“ Politisch bekomme das Kfz-Gewerbe durch die Gespräche auf der bundes- und landespolitischen  Ebene zunehmend Gewicht: „Wir schaffen ein Bewusstsein für die entscheidende Rolle, die das Gewerbe und seine Beschäftigten spielen. Wir sind im Land und bleiben im Land und tragen zum Wohlstand bei, während die Industrie jederzeit verlagern kann und das auch tut.“

Baden-Württemberg und das Kfz-Gewerbe in Baden-Württemberg spielen aus Zieglers Sicht inzwischen eine Vorreiterrolle: Den Strategiedialog Automobilwirtschaft unter anderem mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Kabinettsmitgliedern und den Akteuren aus der Automobilbranche und der Forschung, nennt er ein Modell des ständigen Meinungsaustausches, das er gerne „anstelle sogenannter Autogipfel“ hätte. 

„Die politischen Parteien haben ihre Positionen, wir haben unsere Positionen“, beschreibt der Präsident die Wechselwirkung solche Gespräche. Inzwischen bezögen die Grünen beispielsweise „Positionen der Technologieoffenheit“. Das Landesmobilitätsgesetz, über das das die grün-schwarze Landesregierung eine Möglichkeit schaffen will, dass die Gemeinden beispielsweise von Fahrzeughalterinnen und -haltern eine Abgabe kassieren, die dann Mittel für den ÖPNV bereitstellen soll, „ist schon wesentlich entschärft, was die Bürokratiebelastung angeht, und von 60 auf 23 Seiten abgespeckt worden.“ Dieses „Anti-Autogesetz ganz streichen“, wäre ihm und dem Kraftfahrzeuggewerbe noch lieber: „Wir sind nach wie vor dagegen, Autohalter abzukassieren und dafür, das Gesetz nicht weiter zu verfolgen.“

Eine gleiche Position nimmt der Landesverband zum geplanten Gleichstellungsgesetz des Landes ein: „Brauchen wir nicht, dass alle Menschen gleich behandelt werden müssen, steht im Grundgesetz“, so Michael Ziegler. Beim Blick auf 2025 stellte der Verbandspräsident fest, „dass unsere Position gegenüber den Herstellern verbessert ist.“ Sorge mache aber die gesamte wirtschaftliche Entwicklung: „Die Politik ist dabei, unseren Industriestandort zu schwächen. Für unser Gewerbe ist nichts gefährlicher als ein schwächelnder Gesamtmarkt, weil dann die Leute keine Autos kaufen.“ Ziegler weiter: „Wir brauchen günstigere Energiepreise, höhere Produktivität, mehr Investitionen insbesondere in KI und IT“. Die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern sei entscheidend, so die Zusammenfassung: „… sonst werden wir in den nächsten Jahren keine günstigen E-Autos haben, außer aus China“. Für den Verband sei Zuversicht und Optimismus angesagt. Unsere Position zum Markt wird wichtiger. Das Gewerbe definiert sich neu als Problemlöser auf dem Weg der Dekarbonisierung und auf dem Weg in die Zukunft. Wobei da das Problem im wirtschaftlichen Erfolg der Hersteller liegt, als Handel „können wir immer auf andere Hersteller auch aus dem Ausland ausweichen.“ 

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